Architekturfotografie mit der Nikon Z 6

Architekturfotografie in Katar mit Constantin Schiller

Über Neujahr machten sich Constantin Schiller und seine Begleitung auf die Reise in den Nahen Osten. Dort suchten sie Wärme, Kultur und vor allem Architektur-Motive. Gelandet sind sie in Katar, eine bei uns recht unbekannte Halbinsel am Persischen Golf mit seiner Hauptstadt Doha, in der 2022 die Fußball Weltmeisterschaft stattfinden wird und die den beiden bisher nur durch ihren Flughafen, der als internationaler Umschlagpunkt dient, geläufig war. 

Auf geht's nach Katar

Seit der WM-Vergabe 2010 sind in Doha und ganz Katar Reformen zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen für die vor allem aus ärmeren Regionen & Ausland kommenden Arbeitskräfte sowie der Menschenrechte erkennbar. Auch entstanden Konzepte für neue Infrastruktur- und Stadtplanung. Bis 2022 sollen neue Autobahnen, ein komplett neues U-Bahn-System, Wohn-, Büro- und Hotelkomplexe, Grünanlagen und sieben neue Stadien fertiggestellt werden. Ziel ist es, die Hauptstadt zu einem weltweiten Finanz-, Kultur- und Tourismuszentrum zu machen.
Neben dem historischen Altstadtkern, dem Souk Waqif, der das belebte Herzstück Dohas für Einheimische und Touristen bildet, gibt es in Doha aufgrund des Reichtums des Landes vor allem eindrucksvolle, zeitgenössische Architektur von renommierten Architekturbüros zu entdecken.

Ein architektonisches Highlight
Das im März 2019 eröffnete Katar-Nationalmuseum ist eines der neuen architektonischen Highlights in Doha, das dem ganzen Land neue architektonische Maßstäbe eröffnet: Es besteht aus einer gigantischen rosettenartigen Struktur, die eine Grundfläche von ungefähr 400 x 250 Meter aufweist und bis zu 40 Meter hoch ist.
Inspiration für diese Struktur war die Wüstenrose, auch Sandrose genannt, die sich bei der Verdunstungskristallisation von Gips oder Baryt bildet und in heißen Wüstengebieten vorkommt. Seine Farbgebung bekommt das Kristallgebilde durch die Sandkörner, die der Kristall bei seiner Entstehung einschließt. Der französische Star-Architekt und Pritzker-Preisträger Jean Nouvel übernahm in seinem Entwurf die runde Scheiben-Form der Wüstenrose und setzte insgesamt 539 Scheiben zu einem geometrischen Meisterwerk zusammen. 


Um die hohe Komplexität des Gebäudes zu erfassen, wurde ein von Architekt Frank Gehry, der ebenso für komplexe Bauten wie z.B. den Zollhof in Düsseldorf bekannt ist, entwickeltes 3D- Computerprogramm zur Hilfe genommen, ohne dass das Museum nicht plan- und umsetzbar gewesen wäre.

Durch die unterschiedlichen Größen, Neigungen und Kombinationen der Scheiben entsteht ein Gebäudekomplex, der mit jedem Schritt sein Erscheinungsbild verändert. In einem abwechslungsreichen Spiel formen die Platten Innenhöfe, Überdachungen, Vorsprünge, Terrassen und Balkone. Konstruiert wurden sie aus 250.000 verschiedenen Stahlelementen, die mit Glasfaserbeton bedeckt wurden, der ebenso die Farbgebung der Wüstenrose aufnimmt: Ein sandiger Beige-Ton, der sich durch das gesamte Gebäude, sowohl im Außenbereich in Fassade und Boden als auch im Innenbereich des Museums durchzieht.
Um die gesamte Ausstellung zu sehen, müssen Besucher über 1,5 Kilometer zurücklegen. Hier wird die Entstehungsgeschichte Katars gezeigt: Eine Nation, die einst ein kleines Beduinen-Nomaden Volk war, dass sich durch die Entdeckung des natürlichen Erdgases in rund fünfzig Jahren zur aufstrebenden Metropole mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen und zum materiell reichsten Land der Welt entwickelte. Da die Wände des Museums aufgrund ihrer Form und Neigung für die Anbringung von Ausstellungsstücken ungeeignet sind, werden diese von zahlreichen Projektoren mit Inhalt angestrahlt. Der geneigte Boden leitet die Besucher durch verschiedene Ebenen. Die gezielte Platzierung von Scheiben im Raum generiert ebenso wie die hohen, großzügigen Ausstellungsräume auch kleine Plätze und Nischen zum Verweilen im Inneren, die das Durchlaufen abwechslungsreich gestalten.
In den Galerierundgang ist außerdem eines der wichtigsten Baudenkmäler Katars integriert, ein königlicher Palast von 1906, der ehemals als Wohnsitz des Sohns des Staatsgründers Katars diente. Er soll an die Tradition des Landes erinnern.

Ein weiteres Highlight im Inneren des Gebäudekomplexes ist der Museums-Shop. Der australische Architekt Koichi Takada nahm sich die bedeutendste Höhle Katars, die „Höhle des Lichts“ (Dahl Al Misfir), zum Vorbild. Hier entsteht die Verbindung zum Konzept der Wüstenrose, da die Gipsablagerungen in der Höhle ebenso schimmern wie die Sandrose selbst. Mithilfe von 40.000 individuellen, hölzernen Einzelteilen, die vor Ort händisch zu organischen Wänden zusammengefügt wurden, verwandelte der Designer den Shop zu einem naturinspirierten Erlebnis, das mit Licht interagiert. Das Nationalmuseum ist ein wahres Kunstwerk, das jeden Besuch Katars für Architekturliebhaber wert macht. 


Doha, bis zum nächsten Mal! Wir kommen wieder, wenn neben dem Museum auch die anderen eindrucksvollen Gebäude fertiggestellt sind!

“Ich habe nach einem Symbol gesucht. Ein nationales Gebäude ist immer ein Symbol, das gleichzeitig erkennbar ist. Die Rose erzählt vom Meer und von der Wüste. Und die Technik, die angewandt wurde, drückt Wissen, Geschick und Modernität aus.“ - Jean Nouvel

Verwendetes Equipment