Eine Reise durch den Dschungel Perus 

André Rygiert gehört zu dem Team, das YouTuber Fritz Meinecke auf seiner Reise nach Peru begleitet hat. Als Kameramann hatte er die Aufgabe, die atemberaubende Natur des peruanischen Dschungels festzuhalten. Dieser hielt einige Herausforderungen für ihn und sein Equipment bereit. Wie er trotz allem so herausragende Aufnahmen einfangen konnte, erfahren Sie in diesem Interview.

Berge Peru Drohnenaufnahme
Ihre Videos halten die atemberaubende Schönheit der Natur Perus auf beeindruckende Weise fest. Da können wir uns wahrscheinlich nicht mal ansatzweise vorstellen, wie unglaublich es war dort zu sein und diese Schönheit zu erleben. Kommt man irgendwann aus dem Staunen wieder raus?

Tatsächlich bin ich zu 100 % auf die Aufnahmen fokussiert und kann den Trip nicht wie bei einem Urlaub genießen, oder staunen. Wenn ich über etwas staune, sind es meistens die Aufnahmen, die ich mache –wenn mein Equipment es mir erlaubt Dinge zu sehen, die meine Augen nicht wahrnehmen können. Sei es das Fliegen mit der Drohne, was mir die Vogelperspektive ermöglicht, oder das Erhellen des Nachthimmels mit Langzeitbelichtungen und einem lichtstarken Objektiv. In sehr exotischen Regionen wie z.B. auf meiner Reise in Peru habe ich den Dschungel natürlich sehr intensiv wahrgenommen. Viele neue Eindrücke haben mich dazu verleitet, diverse detailreiche Nahaufnahmen zu machen und sogar die Wasserperlen auf den herunterhängenden dunkelgrünen Blättern einzufangen. Aber auch die gigantischen Weiten und Totalen haben mir während der Drohnenflüge durch den vom Sonnenaufgang bestrahlten Nebel das Gefühl gegeben, ich wäre in einer Traumwelt. Aber selbst nach dem Filmen geht das Kopfkino weiter und ich überlege, wie ich alle Puzzleteile zu einem großen Film zusammenfügen kann.
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Inzwischen sind Sie ein Profi, wenn es um Fotoreisen und Exkursionen geht. Welche Dinge stehen auf Ihrer Reisevorbereitungsliste ganz oben? Überlegen Sie sich vorher schon, welche Motive Sie unbedingt ablichten möchten? Welche Dinge muss man beachten, bevor man sich aufmacht? 

Bei den Dokumentationen in der Wildnis gibt es nicht viele vorhersehbare Parameter, es ist schwierig sich eine Shotliste zu machen und zu sagen, welche Aufnahmen man auf jeden Fall bekommen sollte. Am Ende soll der Film so natürlich wie möglich sein und die Reise als ein ungestelltes und authentisches Abenteuer widerspiegeln. Das macht es natürlich nicht leicht für die Vorbereitung. Einen Tipp kann ich aber geben. Man sollte auf alles vorbereitet sein und die maximale Flexibilität mit bestmöglicher Qualität der Aufnahmen verbinden. Um das zu gewährleisten, ist das Equipment stark ausschlaggebend. Ich habe schon viel probiert und habe meine persönliche Geheimformel für das beste Equipment herausgefunden. Deswegen filme ich z. B. auch aus der Hand und stabilisiere in der Postproduktion mit Sony Catalyst Prepare, was es mir ermöglicht saubere Kamerafahrten ohne Gimbal oder Steadycam zu realisieren und trotzdem maximal Geschwindigkeit und Flexibilität mit einem Zoomobjektiv und Handführung zu erzielen.

Beim Schauen der Videos merkt man sofort, wie viel Wert Sie auf die Qualität Ihrer Aufnahmen legen. Haben Sie inzwischen festes Equipment, oder einzelne Kameras etc., die Sie immer dabei haben? Und für welche Kameras und Objektive haben Sie sich letztendlich entschieden?

Mein Equipment ist sehr auf Kompaktheit, Qualität und Flexibilität gemünzt. Ich habe dabei großen Wert darauf gelegt, schnellen und verlässlichen Autofokus zu nutzen und eine weite Diversität an Brennweiten abzudecken. Mein Equipment besteht aus der  Sony Alpha 7S III mit dem Tamron 28-75 mm f2.8 und dem Sony G-Master 14 mm f1.8.

Das Tamron Objektiv ermöglicht mir alle gängigen Brennweiten der Videografie zu nutzen. Ich bin sehr flexibel und kann blitzschnell auf Details hineinzoomen. Ein weiterer Pro-Tipp: Dank dem Clear Imagezoom der Alpha 7S III, ist es möglich, mit einem Cropfaktor von 1,5 in vollem 4K zu filmen, was aus dem 28-75 mm ein pseudo 28-112 mm macht. Selbiges gilt auch für die Festbrennweite des 14 mm G-Master Objektivs. Diese Funktion ermöglicht einen verlustfreien Zoom zwischen 14-21 mm. Diese beiden kompakten und leichten Objektive ermöglichen mir eine Brennweitenabdeckung von fast lückenlosen 14-112 mm. In meinen Augen ist das für das Packmaß unschlagbar. Man sollte jedoch im Hinterkopf behalten, dass man croppen muss, wenn man plant in der Postproduktion zu stabilisieren. Hier ist auch das ultraweite 14 mm extrem gut geeignet, um nach dem Croppen immer noch eine weitwinklige Aufnahme zu erzielen. 

Zudem ermöglicht mir das 14 mm mit Blende 1.8 und der Alpha 7S III, bei einer Verschlusszeit von bis zu 1/4 einer Sekunde, sogar die Milchstraße und den Sternenhimmel in Echtzeit zu filmen. Natürlich ist das Bild dann ziemlich rauschig und es sind nur 4fps. Aber es sind außergewöhnliche Filmsequenzen, wenn man den Ton einfängt und sein Subjekt in einer weiten Landschaft mit Sternenhimmel spazieren lässt. Durch die Intervall-Fotofunktion und Langzeitbelichtungen können Zeitrafferaufnahmen sogar dazu führen, dass der Nachthimmel ausbrennt, wenn man bei der Belichtung nicht aufpasst, so lichtstark ist diese Kombination! Ein weiteres wichtiges Werkzeug ist die Drohne. Für mich persönlich ist die DJI Mavic Pro 2 eine ausgezeichnete Wahl. Ich trage die Drohne stets in einer Brusttasche am Körper, deswegen ist das Packmaß entscheidend. Das hohe Packmaß der Mavic Pro 3 hat mich z.B. vom Kauf abgehalten. Die Mavic Pro 2 hat einen 1 Zoll Sensor und ermöglicht fantastische 4K Aufnahmen, die jeden meiner Filme immens bereichern. Die Drohne darf niemals fehlen, weswegen immer eine Ersatzdrohne mit im Gepäck ist. Schließlich sind die besten Aufnahmen meistens die riskantesten und ich bin lieber risikofreudig und fliege durch enge Passagen, nah an Bäumen und Felsen vorbei, als langweilige Aufnahmen zu haben.
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Viele Aufnahmen wurden mit dem Sony 14 mm GM Objektiv eingefangen. Und wie in den Videos auf YouTube zu sehen, auch sehr erfolgreich und in einer unglaublichen Qualität. Trotzdem gibt es in einer Umgebung wie dem peruanischen Dschungel beim Filmen doch bestimmt einige Herausforderungen, die es zu meistern gilt?

Der peruanische Dschungel bringt viele Komplikationen mit sich. Zum einen muss man alles, was man auf der Reise dabei hat, tragen. Das macht die Kompaktheit und das Gewicht entscheidend. Der weitaus größere Faktor ist der unerbittliche Regen. Die ersten drei Tage hat es so stark geregnet, dass selbst unter dem Poncho alle Klamotten und Taschen nass wurden. 100 % Luftfeuchtigkeit war ein Dauerzustand und die Feuchtigkeit zog sogar in die Objektive ein. Ich bin froh, dass die Alpha 7S III dem Regen so gut standhalten konnte, aber irgendwie musste ich die Feuchtigkeit aus den Objektiven herausbekommen. Die Lösung war wirklich simpel. Mein bester Freund wurde ein Sack Reis, welchen ich mit einem Reißverschluss schließen konnte. Jeden Abend vor dem Schlafengehen musste ich die Kamera samt der beiden Objektive dort hineinlegen, um sie vor der Feuchtigkeit zu schützen und zu verhindern, dass das Glas von innen beschlägt. Eine weitere Herausforderung ist es, dieser körperliche Anstrengung eines 6-tägigen Marsches durch den Dschungel standzuhalten und dann noch die kognitive Leistung zu erbringen, am Ende einen hochwertigen Film mit rotem Faden zu produzieren. Ich bin nämlich komplett alleine verantwortlich, vom Filmen, über den Schnitt, bis hin zum Endprodukt.


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Im Dschungel Perus erwarten einen extrem viele Eindrücke, die man alle bestmöglich festhalten will. Und wie man weiß ist die Natur unvorhersehbar. Hier ist minimales Focus Breathing besonders wichtig. Hat das Sony Objektiv dabei die erwartete Leistung erbracht?

Weil ich als One-Man-Band filme, muss ich alle möglichen elektronischen Unterstützungsmöglichkeiten voll ausnutzen. Wie bereits erwähnt, mache ich Gebrauch von den Gyrosensordaten für die Stabilisierung und nutze zusätzlich den hervorragenden Autofokus der Alpha 7S III und der Objektive. Speziell die Leistung des 14 mm G-Master Objektivs hat mich sogar so sehr beeindruckt, dass ich mich dazu entschieden habe, das Leihgabe Objektiv von Foto Leistenschneider mit meinem eigenen Geld zu erwerben. Früher habe ich das Samyang 14 mm f2.8 mit Autofokus genutzt. Dieses Objektiv ist auch wirklich gut, ohne Frage, aber es gab immer zwei Punkte, die nicht für ein professionelles Umfeld gereicht haben. Punkt eins ist die Autofokus Leistung. Der AF war sehr langsam und hat oft gesucht, oder das Subjekt verloren. Der zweite Punkt war das Focus Breathing. Wenn das Samyang Objektiv den Fokus verloren hat und der Fokus gepumpt hat, wurde das Bild nicht nur unschärfer, auch das Sichtfeld hat sich stark geändert. Durch diese beiden Faktoren waren die Autofokusfehler enorm störend und sehr prominent. Es musste also eine andere, professionellere Lösung her. Aus diesem Grund habe ich das 14 mm G-Master Objektiv ausprobiert. Der Fokus sitzt zum einen zu 99 % immer da, wo er sein soll und selbst wenn er in 1 % der Fälle nicht sitzt und kurz verloren geht, merkt man es kaum, weil dieses Objektiv fast keinen Focus Breathing Effekt aufweist. Für mich hat das Objektiv nicht nur das Problem gelöst, sondern für die Astrofotografie noch weitere Möglichkeiten eröffnet und das bei etwa derselben Größe wie das Samyang 14 mm f2.8. Dieses Objektiv ist wirklich ein Meisterwerk.

Ultra-Weitwinkel Objektive ermöglichen kreative Perspektiven, während man besonders viel auf seinen Aufnahmen festhalten kann. Doch leider sind die Ränder manchmal unscharf. Hatten Sie mit dem Sony Ultra-Weitwinkel das gleiche Problem? 

Bei dem 14 mm G-Master Objektiv habe ich keinerlei Probleme mit unscharfen Ecken und Vignetten gehabt. Speziell bei den Zeitrafferaufnahmen vom Sternenhimmel kann man bis in die Ecken alle Sterne sauber und scharf erkennen.

Was oft vergessen wird ist, dass ein großer Teil der Arbeit erst nach der Rückkehr beginnt. Wie viel Zeit planen Sie für die Nachbearbeitung Ihrer Projekte ein und worauf achten Sie dabei besonders?

Die Erfahrung hat gezeigt, dass ein Filmtag bis zu drei Bearbeitungstage nach sich ziehen kann. Ich lege großen Wert auf ein schönes Grading und filme immer in SLOG3 mit 422 10bit. Aus diesem Codec kann man so viel herausholen, dass man sogar den Eindruck der Dynamik von über 13 Stopps durch Grading Tricks künstlich erweitern kann. Ebenso ist die Musikauswahl entscheidend und kann viel Zeit beanspruchen. Sie ist aber ein wichtiger Faktor, um eine passende Atmosphäre im Film zu erzeugen.

Peru von einer anderen Seite 

Im Video auf seinem YouTube Kanal "Digital Dre", nimmt André Rygiert Sie mit hinter die Kulissen des Peru Abenteuers. Erhalten Sie einen Einblick zu den Hintergründen der atemberaubenden Aufnahmen.

Fotograf Expedition Abenteuer erleben

Über André Rygiert

André Rygiert arbeitete mehrere Jahre als Creative Marketing Manager, bevor er sich entschloss, seiner größten Leidenschaft zu folgen und sich im Bereich Film und Fotografie selbstständig zu machen. Heute ist er der Geschäftsführer von Digital Dre Media Production. Herr Rygiert arbeitet vor allem im Bereich von Corporate Werbefilmen und Outdoor Dokumentationen.

Zuletzt hat er den YouTuber Fritz Meinecke auf eine Reise nach Peru begleitet und konnte sich seinen Traum des Drehens einer Serie erfüllen. Als einziger Kameramann auf dieser Exkursion war er verantwortlich für jegliche Foto- und Videoaufnahmen.


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